Wissen

Texte/Studien zum Thema "Insektenschutz"

Insektensterben und Natur (von Dr. Martin Lödl, Direktor der 2. Zool. Abt., Naturhistorisches Museum)

Insektenschutz: Im Sinne des Artenschutzes, bzw. des Schutzes unseres heimischen Artenspektrums bei Insekten kann man die Gefährdung in 4 Kategorien einteilen:

  1. Höchste Gefährdung und tatsächliche Ursache für das großräumige Verschwinden von Insektenarten: Flächendeckende Verwendung von Insektiziden und Herbiziden, Veränderung der Lebensräume (landwirtschaftliche Nutzung, Versiegelung des Bodens, Trockenlegungen von Feuchtbiotopen, Gewässerregulierung), Waldhygiene (Entfernung von Totholz = Totalzerstörung ganzer Insektengruppen wie Bockkäfer).
  2. Mittlere Gefährdung, aber merkbare Störung von Insektenpopulationen: Verlust von Refugialbiotopen (Rückzugsbiotopen für Insekten), wie z.B. Verschwinden von Bahngräben, ungepflegten Bahndämmen, Sandflächen und Feldrainen. „Hygienisierung“ des Siedlungsraumes (unkrautfreie Gärten, Verlust sog. „Gstätten“), Rückgang unbefestigter Feldwege, zu starke Erdverdichtung durch moderne Traktoren (Verschwinden von Hummeln durch Nestzerstörung!), Voranschreiten von ortsfremden Neophyten (eingeschleppten Pflanzen)).
  3. Geringe Gefährdung und mäßige Störung von Insektenpopulationen: Lichtverschmutzung. Straßenbau. Insektentod durch Autoverkehr (Windschutzscheibe! Kühlergrill!).
  4. Keine Gefährdung und völlig unerhebliche Störung von Insektenpopulationen: Direktes und individuelles Sammeln von Insekten. Individuelle Tötung von Insekten durch Privatpersonen (Wespen im Garten! Gartenarbeiten!). 

Der Begriff „Natur“ ist natürlich Definitionssache. Meiner Erfahrung nach wird er für 3 unterschiedlich „denaturierte“ Stadien unserer Umwelt gebraucht. 

1. Natur ist die belebte und unbelebte Umwelt, in der keine Population dauerhaft Energiehoheit ausübt. Das sind ursprüngliche Ökosysteme, die durch den klimatischen und geologischen Wandel geändert werden, nicht aber durch das technologische Wirken einer einzelnen Spezies (wohl in der Regel des Homo sapiens). Hier können auch indigene Populationen des Menschen wirken, aber nur solange der Energie-Input nicht signifikant über dem, anderer Arten liegt. 

2. Natur im Sinne naturnaher Lebensräume. Der Mensch übt Energiedominanz nur zeitweilig oder nur partiell aus. Dazu gehören sekundäre Sukzessionsgesellschaften, wie Laubmischwälder, Naturschutzgebiete, die mit Aufwand „natürlich“ erhalten werden und partiell natürliche Standorte wie alpine Wiesen mit artenreichen Pflanzengesellschaften. 

Und 3. Natur im Sinne von „gottseidank is es grün draußen“. Hier übt der Mensch ständig Energiehoheit aus. Parks, Gärten und Feldraine gehören dazu, es wird gemäht, gegossen, Hege und Pflege betrieben, Pflanzen und Tiere nach Gutdünken entfernt oder zugesellt. Der urbane Homo sapiens neigt dazu, diesen Naturbegriff zu verallgemeinern, der Mensch in betonverwüsteten Legebatterien empfindet den englischen Rollrasen als Inbegriff der „natürlichen Natur“, weil’s „grün“ is. 

Nach Definition Nr. 1 haben wir in Österreich noch einige hochalpine Standorte und – eventuell noch – den Rotwald bei Lunz. Und das war’s.

Quelle: Dr. Martin Lödl: Direktor der 2. Zool. Abt., Naturhistorisches Museum, Wien Burgring 7, 1010 Wien

Kann ich in meinem Garten auch etwas gegen das Insektensterben machen?

Ja, du kannst zum Beispiel: 

  • Insektenfreundliche Pflanzen pflanzen
  • Anstatt Thujen oder Bambus heimische Gehölze pflanzen
  • Heimische Kräuter wie Lavendel, Thymian, Dost und Dille anstatt exotischen Balkonpflanzen setzen
  • Deinen Garten mit einer bunten Blumenwiese anstatt einem englischen Rasen schmücken
  • Deine Wiese selten und nicht zu kurz mähen – stattdessen blühen lassen
  • Gezielt wilde Ecken im Garten lassen (Unterschlupf und Überwinterungsplätze)
  • Licht ausmachen (Gartenbeleuchtung wenig und sinnvoll einsetzen)
  • Insektenhotels anbringen
Gibt es noch weitere Umwelteinflüsse, die für das Insektensterben verantwortlich sind?

Ja und zwar: 

  • Ozon
  • Weichmacher aus Kunststoffen
  • Umweltgifte (Schwermetalle)
  • Luftschadstoffe (Schwefeloxide, Stickoxide)
  • Feinstaub (Dieselabgase, Reifenabrieb)
  • Wirkstoffe aus Medikamenten
  • Lichtverschmutzung (Beleuchtung im Dunkeln)
  • Verbauung von Flächen (pro Tag werden 14,7 ha Fläche verbaut)